JAHRGANGSGEMISCHTE EINGANGSKLASSE - WAS IST DAS?

In Bayern bestehen seit den 90er Jahren Modellversuche jahrgangsgemischter Eingangsstufen, seit dem Schuljahr 2003/04 ist es prinzipiell in jeder Schule möglich, jahrgangsgemischte Eingangsklassen einzurichten, sofern es die Rahmenbedingungen zulassen (REHLE/KOPP, 2004, S.10).

 

Ziel ist, alle schulfähigen Kinder in der jahrgangsgemischten Eingangsklasse aufzunehmen. Die Kinder bleiben - je nach ihren individuellen Voraussetzungen - ein, zwei oder auch drei Jahre in dieser ersten Stufe, so dass jedes Kind in seinem Tempo die Grundlagen der ersten beiden Schuljahre erwerben kann. Besonders begabte Kinder haben hier die Möglichkeit, diese beiden ersten Schuljahre auch in nur einem Jahr zu durchlaufen und sich schon früh an Inhalten der zweiten Jahrgangsstufe zu erproben.

Nach RUHLF/KOPP (2004, S.9) bringt das gemeinsame Lernen von Erst- und Zweitklässlern überzeugende pädagogische Vorteile:

  • Der Schulanfang wird entlastet
  • Die Entwicklungsunterschiede in so genannten „homogenen“ Jahrgangsklassen betragen (schon jetzt: Anm. d. Verf.) bis zu drei Jahren.
  • Kein Diagnoseinstrument kann „Schulreife“ zuverlässig vorhersagen.
  • Keine Zurückstellung, sondern genügend Lernzeit, auch für entwicklungsverzögerte Kinder.
  • Kein Sitzenbleiben, denn das Kind bleibt in seiner sozialen Gruppe.
  • Kinder lernen von Anfang an, selbständig zu arbeiten.
  • Effektives Lernen heißt Dazulernen auf dem individuellen Niveau.
  • Nicht alle Kinder brauchen gleich lange, um tragfähige Grundlagen zu erwerben.
  • Soziale Kompetenzen werden herausgefordert
  • Kleine Kinder lernen wie selbstverständlich von den Großen.
  • Ein Rollenwechsel innerhalb der Gruppe ist leicht möglich.

Die jahrgangsgemischten Eingangsklassen ermöglichen es Kindern unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Lernvoraussetzungen - kognitive und nichtkognitive Persönlichkeitsmerkmale miteinander zu lernen, aber auch selbständig zu arbeiten, je nach Stärke und Schwäche.

 

Gerade auch für besonders begabte Schüler besteht die Chance, angemessene und entwicklungsadäquate Impulse zu bekommen, sobald das Lernen im Gleichschritt zugunsten der Individualisierung an Bedeutung verliert (REHLE/KOPP, 2004, S.10).

 

Die leistungsstarken Schüler haben hier die Möglichkeit auch Anforderungen der höheren Jahrgangsstufe zu erfüllen. Nach REHLE/KOPP (2004, S.10) werde dadurch sehr deutlich:

 

„Wenn Unterricht so organisiert wird, dass Kinder ihren Lernzuwachs selbst organisieren, dann wird Selbständigkeit herausgefordert und das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit steigt.“

 

 REHLE/KOPP (2004, S.10) attestieren Kindern in jahrgangsgemischten oder altersgemischten Jahrgangsklassen - gestützt durch Untersuchungen - im Vergleich zu den üblichen Jahrgangsklassen ein stärkeres Selbstwertgefühl, das vor allem darauf zurück zu führen sei, „dass durch individuelle Lerngänge jedem Kind Könnens- und Erfolgserlebnisse ermöglicht werden und dass durch selbständiges Arbeiten Selbstwirksamkeit erfahren werden kann.“

 

Quelle: https://www.isb.bayern.de/grundschule/flexible-grundschule/